Dr. h. c. Theo Sorg ist tot. Der württembergische Altlandesbischof ist am 10. März in Blaubeuren im Alter von 87 Jahren (geb. 11.03.1929) gestorben. Der Nachfolger Hans von Kelers leitete die Landeskirche von 1988 bis 1994 und ist durch eine Vielzahl von Veröffentlichungen hervorgetreten. Dabei war es ihm ein Anliegen, die Bedeutung theologischer Arbeit für die kirchliche Praxis hervorzuheben, biblisch fundierte Predigt zu fördern und zum missionarischen Gemeindeaufbau beizutragen.
„Theo Sorg prägte schon in seiner Zeit als Jugendpfarrer, später als Stiftsprediger, Oberkirchenrat, Prälat und schließlich als Landesbischof viele Menschen. Seine Predigtgabe, seine biblisch orientierte theologische Reflexion hatte große Ausstrahlung“, würdigt Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July den Verstorbenen. Gegründet auf der Wahrheit des Evangeliums habe Sorg Brücken zu den Herausforderungen der Gegenwart bauen können. „Dass ich ihn in den Jahren seines Bischofsamtes begleiten konnte, gehört zu den besonderen Geschenken meines Lebens“, so July, der einst persönlicher Referent von Sorg war.
Theo Sorg, ein profilierter schwäbischer Pietist, wurde im Herbst 1987 als Konsenskandidat zur Bischofswahl vorgeschlagen und nahezu einstimmig gewählt. Er hat sein Amt vorwiegend als Prediger und Seelsorger verstanden und wurde ein Brückenbauer und Bischof für alle. Sorg war davon überzeugt, dass die Kirche unter dem „heilsamen“ Zwang zwischen Verweltlichung und der religiösen Sehnsucht der Menschen ihren Glauben klar formulieren müsse, einschließlich der politischen Konsequenzen.
So bezog er Position gegen Schwangerschaftsabbrüche, gegen die Abschiebung von Asylbewerbern, gegen Waffenexporte und trat für eine Kultur des Sonntags und für Toleranz gegenüber Andersgläubigen ein. Er ließ sich nicht daran hindern, den damals in pietistischen Kreisen umstritten Deutschen Evangelischen Kirchentag nach Stuttgart einzuladen. Zudem wurde in seiner Amtszeit erstmals eine Frau zur Prälatin berufen. Theo Sorg galt als Glücksfall über die Kirchengrenzen hinweg. Der damalige Landesrabbiner Joel Berger sagte für die Juden in Württemberg, Theo Sorg sei „auch unser Landesbischof“.
Noch im Ruhestand war der Altlandesbischof nicht nur als Prediger und Referent bei Studientagen und Bibelwochen gefragt. In seinem Wohnort Kemnat leitete er ehrenamtlich den Seniorenkreis, besuchte Alte und Kranke und begleitete Sterbende. Denn für Theo Sorg war klar: „Die Kirche der Zukunft steht auf dem Ehrenamt.“ Angesichts gesellschaftlicher Umbrüche dürfe Kirche nicht defensiv und ängstlich reagieren: „Kirche ist dann glaubwürdig, wenn sie missionarisch und argumentativ ihre Dinge unters Volk bringt.“
Für seine Verdienste wurde er mit der Ehrendoktorwürde der Eberhard-Karls-Universität Tübingen sowie mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Die Trauerfeier wird am 24. März um 11:00 Uhr in der Stuttgarter Stiftskirche stattfinden. Predigt: Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July.