05.12.2016

Vom Nikolaus zum Christkind

… und was Martin Luther damit zu tun hat.

Wer bringt denn nun die Geschenke an Heiligabend? Das Christkind oder der Weihnachtsmann? Wie passt der Nikolaus ins Bild, der bekanntlich am 6. Dezember seinen Auftritt hat? Und was hat Martin Luther damit zu tun? Eine Spurensuche.

Teilnehmer eines Nikolausseminars in Köln

Am 6. Dezember ist Nikolaustag. Mit Mitra, Mantel und Hirtenstab besucht der Nikolaus Kindergärten, Schulen und Familien zuhause. Er hört sich Gedichte und Lieder an, spricht gütige Worte, befüllt frisch geputzte Stiefelchen mit Nüssen und Süßigkeiten oder bringt kleine Geschenkesäckchen vorbei. Zurück geht dieser Brauch auf die Gestalt des Bischof Nikolaus, der der Legende nach um 300 nach Christus in Myra in der heutigen Türkei gelebt und gewirkt hat. Ihm wird große Mildtätigkeit nachgesagt. Er soll sich immer sehr um die Armen und besonders um die Kinder gekümmert und ihnen nachts heimlich Geschenke gebracht haben.

Kinderbescherung am Nikolaustag

Im Christlichen Orient wurde Nikolaus von Myra bereits im 6. Jahrhundert als Heiliger verehrt. Nach und nach breitete sich sein Ruf auch in Europa aus. Zahlreiche Kirchen wurden ihm als Schutzheiligen geweiht. In Württemberg sind das etwa die Nikolauskirchen in Beuren bei Nürtingen, in Gerstetten, Satteldorf, Ingelfingen, Neuenstadt am Kocher oder Mundelsheim bei Ludwigsburg. Die „Kinderbescherung“ am Nikolaustag wurde ein fester Brauch im Mittelalter. Auch im Hause Martin Luthers bekamen die Kinder „Niclasgeschenke“, so steht es auf einer Rechnung für die Eheleute Luther

Christkind löst Nikolaus ab

Dem Reformator waren die Nikolausverehrung und damit auch die Nikolausbräuche aber ein Dorn im Auge. Er bezeichnete sie als ein „kyndisch Ding“. An einer anderen Stelle sprach er neben dem Nikolaus auch vom Christkind als Gabenbringer. Einen echten Beleg, dass Luther damit das Christkind erfunden habe, gibt es aber nicht. Fakt ist aber, dass die Nikolausbräuche verblassten, je weiter sich die Reformation ausbreitete und das Christkind sowie die Bescherung am Heiligabend immer populärer wurden.

Weihnachtsmann macht Christkind Konkurrenz

In neuerer Zeit hat das Christkind vom Weihnachtsmann Konkurrenz bekommen. In ihm verschmelzen ganz unterschiedliche Vorstellungen: der ursprüngliche Bischof Nikolaus mit Mantel und Bischofsmütze, Knecht Ruprecht mit Sack und Rute, Sinterklaas aus den Niederlanden, der skandinavischen Weihnachtsmann und Father Christmas aus Großbritannien. Die heutige Gestalt des Weihnachtsmanns geht auf eine Zeichnung des US-Graphikers Thomas Nast in der Zeitschrift „Harper’s Weekly“ in der Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Sie zeigt einen dicken, älteren Mann mit rotem Mantel und langem Rauschebart. Coca-Cola griff diese Vorlage auf und setzt seitdem den „Santa Claus“ für seine Werbung ein.

Christus ist das eigentliche Geschenk

Und wer bringt nun die Geschenke? In Süd- und Westdeutschland legt bis heute das Christkind die Päckchen unter den Christbaum. Im Norden und Osten Deutschland ist es eher der Weihnachtsmann. Das eigentliche Geschenk aber ist, dass Gott zu Weihnachten Mensch wird. Oder mit Martin Luther gesprochen: „Er bringt euch alle Seligkeit, die Gott der Vater hat bereit', dass ihr mit uns im Himmelreich sollt leben nun und ewiglich.“ (EG 24,6)

Ute Dilg / Kirchenrat Dr. Frank Zeeb

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